Die neugierige Lady, das Biest und der Schatz – Regency
„Die neugierige Lady und das Biest (Detektivische Affären 1)“ von Ester D. Jones
Miss Emilia: Für eine Lady eindeutig zu neugierig, widmet sie sich leidenschaftlich dem Finden und Lösen von Geheimnissen, die die Gesellschaft verbirgt.
Lord Fetching: Zu groß, zu unattraktiv und zu auffällig, um als gute Partie zu gelten, bewundert er Miss Emilia aus der Ferne.
Ein neues Rätsel führt die beiden zusammen. Doch wie lange dauert es, bis sie bemerken, dass die Suche nach einem geheimnisvollen Schatz längst zur Nebensächlichkeit geworden ist?
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Lesehappen mit Herz
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Leseprobe
London, Sommer 1820
»Ist es das, wonach du gesucht hast?«, fragte Miss Samantha mit ungeduldigem Tonfall. Sie hielt ein Büchlein mit abgenutzten Seiten hoch.
Es fiel Emilia schwer, sich von den Notizen zu lösen, die sie gerade durchforstete. Das Buch in ihren Händen war noch älter als das, das ihre Freundin gefunden hatte. Es war vermutlich irrtümlich in die Regale mit preisgünstigen Büchern geraten. Für manchen musste die Auflistung von Lieferungen und Verkäufen darin langweilig erscheinen. Emilia allerdings hoffte darin auf Informationen zu stoßen, die ein Geheimnis versprachen.
Das Eintreffen und der schnelle Wiederverkauf einer auffällig großen Menge eines einzelnen Werkes könnte zum Beispiel auf einen Buchklub schließen lassen. Schon lange hegte sie den Verdacht, Miss Lillybeth und ihre Schwester würden sich heimlich mit anderen jungen Ladys treffen, ohne Sam und Emilia dazu einzuladen.
Würde Emilia auf die Bestellung eines einzelnen, dafür umso skandalöseren Titels stoßen, könnte sie sich auf die Suche nach dem Besitzer und dem Grund für den Kauf machen. Möglicherweise steckte eine wahre Tragödie dahinter. Und wenn sie dann …
Samantha wedelte noch einmal mit dem Buch vor Emilias Nase.
»So warte doch, bis ich mit diesem Schatz hier fertig bin«, forderte Emilia tadelnd. »Ich möchte nichts übersehen. Der Stapel mit den Büchern, die ich noch überprüfen muss, wird unnötig hoch, wenn du nicht ebenfalls einen Blick hineinwirfst.«
»In Ordnung.« Sam klappte das Buch in der Mitte auf, blätterte viel zu schnell nach hinten und zuckte dann mit den Schultern. »Ich habe nichts Spannendes gefunden.«
»Hoffentlich bist du nicht der Meinung, dieses Überfliegen würde ausreichen, um alle Geheimnisse eines Buches zu ergründen.« Emilia nahm das Werk an sich. Darum würde sie sich als Nächstes kümmern. »Vielleicht ist es doch besser, wenn du neues Material heranschaffst.«
Ihre Freundin trippelte davon. Eine Lady kam an Emilia vorbei und zog die Augenbrauen zusammen, als sie das Durcheinander bemerkte, das Samantha und Emilia bei ihrer Suche angerichtet hatten.
Mit einem unbekümmerten Lächeln nickte Emilia ihr zu und vertiefte sich wieder in ihre Lektüre. Nur noch ein paar Seiten waren übrig. Zu schade, dass sie bis jetzt nichts entdeckt hatte.
»Das hier!« Sam hatte sich angeschlichen und hielt jetzt ein dünneres Buch vor Emilias Nase, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. »Wenn du damit nicht zufrieden bist, weiß ich auch nicht.«
Emilia nahm ihrer Freundin das Buch ab, da sie ohnehin auf die letzte Seite der Notizen der Buchhandlung gelangt war, und schlug es auf. Es waren Tagebuchaufzeichnungen eines gewissen Christopher Canterbury. »Ich fürchte, darin ist kein Abenteuer zu finden«, sagte sie nach ein paar Seiten enttäuscht, legte es allerdings noch nicht auf den Stapel bereits durchgesehener Bücher. Schließlich wusste sie, wie schnell man etwas überlesen konnte. Doch die Gedanken des Gentlemans waren langweiliger als die von Emilias Großtante Meg, und die wohnte in einem abgelegenen, ruhigen Ort auf dem Land. Hatte er nie etwas Spannendes erlebt?
[…]
Zu seinem Leidwesen musste er dazu aber den Rand des Raumes verlassen und sich unter die Gäste mischen. Er würde mit seiner Größe Aufmerksamkeit erregen, junge Ladys erschrecken und tollpatschig dahinstolpern.
Sein Verstand wurde von der pulsierenden Röte in seinem Kopf blockiert. Seine Handinnenflächen begannen zu schwitzen. Sein Herz hüpfte wie ein aufgeregtes, übermütiges Fohlen. Gleichzeitig wurde sein Brustkorb eng. Die Anzeichen waren klar. Panik vor einer Peinlichkeit machte sich in ihm breit. Er konnte sich nur noch auf das Chaos in seinem Inneren konzentrieren.
Dieses Gefühl kannte er zu genau. Schon in seiner Kindheit, sobald er das erste Mal während eines Wachstumsschubs die anderen Kinder überholt hatte, hatte er darunter zu leiden begonnen. Ob es ihm jemals gelingen würde, gegen diese Unsicherheit anzukämpfen?
Eine kleine, schmale Person stolperte gegen ihn. Instinktiv griff er nach den Oberarmen der Frau, half ihr, das Gleichgewicht zu halten. Er murmelte eine Entschuldigung und blickte dann auf sie hinunter, bereit dafür, die Abscheu in ihr Gesicht treten zu sehen. Als er sie erkannte, setzte sein Herzschlag für ein paar Sekunden aus. Ausgerechnet sie.
Blinzelnd starrte sie mit ihren braunen Augen zu ihm auf, in denen immer Neugierde zu lesen war. Dieser Ausdruck von Wissbegierde war einer der Gründe gewesen, weshalb er im letzten Jahr um sie geworben hatte.
Er wartete auf ihren Ekel. Stattdessen erkannte er nur einen Anflug von etwas, das er beinahe als Freude bezeichnet hätte. Empfand sie etwa Sympathie für ihn, obwohl ihr Verhalten darauf bislang keine Hinweise gegeben hatte? Hatte sie ihre Meinung ihm gegenüber geändert? Das wäre … das wäre wundervoll. Das Staunen seines Herzens stellte eine neue Erfahrung für ihn dar.
»Es täte mir leid, wenn ich Euch verletzt haben sollte, Miss Emilia«, sagte er und fühlte sich viel zu groß, zu plump, zu unwürdig, um sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Dennoch genoss er es, ihren Namen auszusprechen.
»Mir ist nichts passiert, Lord Fetching«, versicherte sie.
»Eine Erleichterung, das zu hören. Hoffentlich denkt Ihr nicht, es hätte sich um Absicht gehandelt.«
Ein Lächeln erschien auf ihrem wunderschönen Gesicht. »Natürlich nicht. Ich trage an unserem zufälligen Zusammenstoß genauso viel Schuld wie Ihr. Genau genommen bin ich sogar recht froh …« Sie verstummte abrupt. Etwas wie Schock erschien in ihrem Blick, als sie den Kopf zur Seite bewegte und über ihre Schulter sah.
Was? Was hätte sie sagen wollen?
Sie würde es nicht mehr aussprechen, da war er sich plötzlich sicher. Ihr mit einem Mal besorgter Blick wanderte zurück zu ihm. Doch auf dem Weg zu seinem Gesicht machte er an ihrem Oberarm Halt.
Erst jetzt wurde ihm bewusst, Miss Emilia immer noch festzuhalten. Also löste er seine Hände bedauernd von ihr und trat einen Schritt zurück.
In seinem Rücken gab eine Frau einen Schmerzenslaut von sich. Er verfluchte seine Tollpatschigkeit. Während Hitze seinen Hals hochkroch, wandte er sich um und entschuldigte sich bei der Lady, der er anscheinend auf die Füße getreten hatte. Die Frau sandte ihm nur einen wütenden Blick und setzte die Unterhaltung mit ihrem Gesprächspartner fort. Dann eben nicht.
Als er sich wieder umdrehte, war zu seiner Enttäuschung Miss Emilia verschwunden. Er wünschte, sie wäre geblieben. Einen kurzen Augenblick lang war es ihm erlaubt gewesen, ihr nahe zu sein, sich mit ihr zu unterhalten und sich vorzumachen, er wäre kein unwillkommener Anblick für diese spezielle Lady. Das Zusammentreffen würde Konsequenzen für sie beide haben, wenn er den tadelnden Ausdruck auf den Gesichtern der Matronen richtig deutete. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit allen, die ihn nicht akzeptierten, weil er nicht so war, wie sie ihn haben wollten.
[…]