„Eine unberührbare Lady“ von Bailey Kinlay

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Ein Unfall, ein Geheimnis und verwirrende Gefühle – Regency

„Eine unberührbare Lady“ von Bailey Kinlay

Wieder hat Amalia einen Verehrer abgewiesen und ihr Vater ist erzürnt. Seit einem Unfall in ihrer Kindheit humpelt sie, gibt weder eine elegante Figur auf dem Tanzparkett ab noch kann sie weite Strecken laufen. Da sollte sie doch froh sein, dass sich überhaupt jemand für sie interessiert! Er setzt ihr ein Ultimatum: Sie wählt noch in dieser Saison einen geeigneten Mann, oder sie wird ein Leben hinter Klostermauern führen.

Aber niemand ahnt, dass Amalia ein Geheimnis hütet, das es ihr unmöglich macht, sich einem Gentleman zu öffnen.

Nur mit ihrem Stiefcousin Theodor, Lord Cavendish, kann Amalia heiter und zwanglos sein. Er will ihr helfen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Dieses Vorhaben gestaltet sich allerdings schwieriger als angenommen und stürzt Amalia in ein Gefühlschaos. War es die richtige Entscheidung, sich Theodor anzuvertrauen, den ihr Vater als »Lebemann« und »Taugenichts« beschimpft?

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Leseprobe:

Als Amalia der Besuch ihres Cousins angekündigt wurde, war sie gerade dabei, einen furchtbar romantischen Liebesroman zu verschlingen. Wie peinlich, sollte Theodor sie dabei erwischen! Sie steckte das Buch zwischen die Lehne des Sofas und ein Kissen, kurz bevor ihr Gast sich in den Raum schob.

Der Butler zog eine Grimasse, weil Theodor wieder einmal nicht auf eine Einladung gewartet hatte, und schloss dann die Tür.

Mit einem breiten Lächeln schlenderte ihr Cousin auf sie zu und ließ sich einfach auf das Sofa neben sie fallen. Da ihr verletztes Bein heute Schmerzen verursachte, war sie nicht böse, sich nicht erst erheben zu müssen.

»Was für ein unerwartetes Vergnügen, dich heute zu sehen.« Sie schickte ihm einen fragenden Blick. »Keine Frau in Sicht, der du das Herz brechen kannst?«

»Ich habe mein Soll für diesen Monat schon erfüllt. Das gibt mir Zeit genug, mich mit dir zu beschäftigen.«

Sie lachte auf. »Oh, wie gütig von dir. Hoffentlich erweise ich mich dieser Ehre würdig.«

»Wir werden sehen. Bevor ich es mir zu gemütlich mache, verrate mir nur noch schnell, ob dein Vater im Haus ist. Dann entführe ich dich nämlich lieber zu einem Ausflug.«

»Er wird erst zum Abendessen zurückerwartet. Du musst dich also nicht vor ihm verstecken.« Die beiden gingen einander aus dem Weg wie Tag und Nacht. Ihr Vater konnte nicht akzeptieren, dass Theodor seine Jugend genießen wollte. Die unablässige Kritik änderte natürlich nichts an Theodors Verhalten. Eine Konfrontation zu vermeiden, lag allerdings auch in ihrem Sinne. Sie geriet nicht gerne zwischen die beiden Streithähne.

Theodor entspannte sich sichtlich. »Dann lass uns doch gemeinsam Tee trinken, und du berichtest mir, welche Neuigkeiten es von deiner Schwester gibt.«

»Ach, die bekomme ich nur selten zu sehen, seit sie verheiratet ist. Ihr Mann scheint sie andauernd in Beschlag zu nehmen.« Sie schüttelte sich.

Was Charlotte an ihrem schmächtigen, unauffälligen Gatten fand, konnte Amalia nicht nachvollziehen. Da konnte sie sich noch so sehr bemühen, den unscheinbaren Kerl besser kennenzulernen.

Ihr Cousin musterte sie aufmerksam. »Empfindest du Eifersucht?«

»Auf wen?«

»Auf deine Schwester. Weil sie jemanden an ihrer Seite hat?«

Sofort schüttelte sie den Kopf. »Soll sie ruhig ihr Glück in der Ehe suchen. Für mich hat diese Institution nicht viel zu bieten.«

Er überschlug die Beine und lehnte sich zurück. »In diesem Punkt sind wir einer Meinung. Allerdings werde ich auch noch in zehn Jahren als gute Partie gelten. Du hingegen …«

Ein Glück, dass er den Satz nicht vollendete. Spielerisch schlug sie ihm auf den Arm. »Willst du andeuten, ich wäre eine alte Jungfer?«

»Noch nicht, aber die Uhr tickt unaufhaltsam weiter. Wie ich höre, scharwenzelt dieser Masters immer noch um dich herum.«

»Er sucht meine Nähe, ja«, gab sie zu.

»Warum erhörst du ihn dann nicht?«

Als wäre das so einfach zu beantworten. »Tatsächlich ist er nett und nimmt Rücksicht auf mich. Noch niemals hat er sich enttäuscht gezeigt, wenn mein Bein mich daran gehindert hat, einen Abend unbeschwert zu genießen.«

»Das sollte auch gefälligst keine Rolle spielen.« Theodors Stimme klang hart. »Du bist eine wundervolle Person, die dem Richtigen viel zu bieten hat. Ich kann allerdings verstehen, dass du dich nicht an einen Langweiler wie Masters verschenken willst. Perlen von die Säue, wie man so schön sagt.«

»Pass auf. Wenn du mir gegenüber zu weich bist, könnte ich noch irgendwann glauben, du würdest mir den Hof machen wollen.«

»Keine Sorge. Außerdem kann ich mit den Gentlemen, denen du in deinen Romanen begegnest, ohnehin nicht konkurrieren.«

Hitze kroch über ihre Wangen. »Welche Romane?«

Er antwortete mit einem Lachen, beugte sich vor und fischte das Buch, das sie vor seiner Ankunft noch gelesen hatte, hinter dem Kissen hervor. »Einer von der Sorte. Ich werfe erst besser gar keinen Blick auf den Titel, sonst bekomme ich Ausschlag.«

»Romantik ist nicht ansteckend.«

»Man kann nie wissen.« Mit spitzen Fingern reichte er ihr das Werk zurück, das sie wieder hinter ihrem Rücken verschwinden ließ.

»Du bist gar nicht so schlimm, wie du immer tust. Tatsächlich zeigst du dich mir gegenüber unbekümmert, obwohl ich weiß, dass du ebenfalls ein weiches Herz besitzt.«

Er verzog angewidert das Gesicht. »Oh, ich verbiete dir, weiter diese Schnulzen zu lesen. Du denkst doch nicht wirklich, dass jeder Mensch gute Seiten besitzt.«

»Natürlich. Deine kenne ich sogar recht gut.«

»Unfug.« Er wandte den Blick ab und wischte einen nicht existierenden Staubfusel von seiner Hose.

Sie unterdrückte ein amüsiertes Grinsen. Wie ungern er auf diese Art gelobt wurde!

[…]

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