Ich liebe das Genre schon seit meinen Teenagerjahren. Damals habe ich verschiedene Untergenres gelesen, aber das Regency hat mich am meisten fasziniert. Die verbotene Annäherung zwischen den Ladys und Gentlemen gegen den Willen der Gesellschaft übt einen gewissen Reiz auf mich aus. Die Tatsache, dass Frauen und Männer eigentlich keine Gelegenheit haben, sich ohne Anstandsdame zu unterhalten, erzeugt eine Spannung, die viel intensiver wirkt, als es bei zeitgenössischen Liebesromanen der Fall ist. Für mich dürfen bei historischen Liebesromanen die prickelnden Szenen auch nicht fehlen. Alles in allem ergibt das eine spannende, charmante Mischung. Doch wie realistisch spiegeln die Handlungen der Geschichten die damaligen Gegebenheiten wirklich wider?
Bei historischen Romanen erwartet man grundsätzlich einen detailgetreuen Wahrheitsgehalt. Alles, was beschrieben wird, soll genau auf diese Weise stattgefunden haben. Es wird verlangt, dass die Kleidung, das Benehmen, die Einrichtung und das gesellschaftliche Umfeld genau der Realität entspricht. Greift man nach einem historischen Roman, soll der akkurates Wissen vermitteln. Ist das bei historischen Liebesromanen auch der Fall?
Für mich darf sich ein Autor von historischen Liebesromanen gewisse Freiheiten bei der Erzählung seiner Geschichte erlauben. Uns allen ist wohl klar, dass die Rolle der Frauen in der Gesellschaft nicht erlaubt hätten, dass sie ihre eigene Meinung ausdrücken oder gar Respekt von ihrem Mann verlangen dürfen. In dem Umfeld darf man wohl keine große, romantische Geste der Gentlemen erwarten. Nicht jeder Mann sah seine Ehefrau als gleichberechtigte Partnerin. Und doch wählen wir historische Liebesromane doch genau wegen der verklärten Vorstellung von absoluter Hingabe. Darf sich dieses Abweichen von gesellschaftlichen Gegebenheiten auch auf andere Bereiche des Lebens erstrecken?
Seit der erste Teil der Bridgerton-Reihe verfilmt worden ist, hat die Reihe unsere Sicht auf Regencygeschichten verändert. Auch wenn viele Details historisch korrekt dargestellt worden sind, hat man sich bei der Kleidung, bei Make-up und Frisuren kreative Freiheiten herausgenommen. Die Diversität der Schauspieler entspricht ebenfalls nicht genau den historischen Gegebenheiten. Und dennoch denke ich, dass ohnehin der Zauber der Liebesgeschichten und die verklärte Sicht auf dieses Zeitalter im Mittelpunkt stehen sollten.
Wie ich mit dem Problem historischer Genauigkeit umgehe? Ich versuche Details zu recherchieren und mich so weit wie möglich an gesellschaftliche Gegebenheiten zu halten. Dafür habe ich bei meinem letzten Roman nachgeforscht, wie lange eine Reise nach Indien zu dieser Zeit gedauert hat. Das Internet ist eine endlose Informationsquelle, aber man kann sich in den Untiefen auch verirren. Darum bin ich froh, kürzlich ein Buch gefunden zu haben, das sich mit dem den historischen Details des Regency befasst. Im „The Time Travellers’s Guide to Regency Britain“ von Ian Mortimer (Link zum Buch auf amazon) werden in zwölf Kapiteln zum Beispiel Informationen über Reisegewohnheiten, Speisen und persönliche Hygiene zusammengefasst. Hättest du gewusst, dass es damals schon Nagelknipser gegeben hat? Oder dass man mit dem London Diorama bereits kurze bewegte Szenen abspielen konnte? Einige dieser Details will ich künftig in meinen Büchern einbauen.
Wie siehst du die Notwendigkeit zu historischer Genauigkeit? Müssen für dich historische Liebesromane in allen Punkten historisch akkurat sein? Dürfen sie sich kreative Freiheiten herausnehmen? Gelten für sie die gleichen hohen Maßstäbe wie für historische Romane?
Hier findest du meine Regency-Romane unter meinen Pseudonymen Ester D. Jones und Bailey Kinley: Regency
Übrigens habe ich auch drei Regency-Romane mit Gayromancehandlung veröffentlicht: ReGAYcy