Herzlich willkommen bei meinem ersten „Am Tisch mit“-Treffen. Künftig will ich mich mit unterschiedlichen Autoren zusammensetzen und sie näher kennenlernen. Dabei versuche ich, die typischen Fragen zu vermeiden, aber dir gleichzeitig einen Einblick in ihre Arbeit zu geben. Gern kannst du Dinge kommentieren, die du gern erfahren würdest. Ich werde versuchen, die Informationen nachträglich einzuholen.
Zum Start der neuen Reihe auf meinem Blog habe ich einen ungewöhnlichen Gast eingeladen. Ich fühle mich ein wenig zerrissen, denn mir gegenüber sitzt Ester D. Jones, mein eigenes Pseudonym für historische Liebesromane. Für all meine Autorenversionen habe ich ein eigenes Alter Ego erschaffen. Obwohl sie ein Teil von mir sind, besitzen sie nicht die gleichen Charaktereigenschaften wie ich. Das erkennt man schon an den unterschiedlichen Profilbildern. Mal sehen, was Ester uns heute zu erzählen hat.
Natürlich wollte sie mich zur Teestunde treffen. Vor uns steht eine alte Teekanne, von der ein verlockender Duft aufsteigt. Doch auch die Gurkensandwiches lassen das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen. Ester nimmt gerade einen kleinen Bissen von einem Scone. Ich glaube, davon gönne ich mir später auch noch etwas.
Ich: Stell dich bitte kurz vor.
Ester (tupft sich den Mund ab, bevor sie antwortet): Mein Name ist Ester D. Jones. Über mein Alter spreche ich nicht gern. Ich kann nur verraten, dass ich in England aufgewachsen bin und immer schon von Geschichten fasziniert worden bin. Ein Glück, dass Frauen inzwischen erlaubt ist, einer Arbeit nachzugehen, sodass ich Romane schreiben und veröffentlichen kann.
Ich: Was ist dein Lieblingsspiel?
Ester: Mit meiner Familie wetteifere ich gern bei Kricket. Abends setze ich mich mit meinen Geschwistern zum Kartenspielen zusammen. Es gibt aber keine Beschäftigung, die ich den anderen vorziehe.
Ich: Hast du eine ungewöhnliche Fähigkeit oder ein unübliches Hobby, von dem nur wenige Leute wissen?
Ester: Außer meiner Familie weiß niemand, dass ich ein Faible für Schmuckausgaben von Büchern aller Art habe. Ich muss gestehen, dass ich dafür mehr Geld ausgebe, als ich sollte, besonders, weil ich nicht immer alle in naher Zukunft lese. Tatsächlich besitze ich eine Vielzahl an grünen Büchern, damit sie farblich in einen bestimmten Salon passen. Meine Sammlung inspiriert mich aber zu eigenen Geschichten, weshalb ich nicht zu streng mit mir bin.
Ich Was war deine erste Veröffentlichung?
Ester: Dabei handelt es sich um „Das Herz des Verführers“, das ursprünglich unter einem anderen Namen erschienen ist. Anders, als man vermuten würde, habe ich zu Beginn keine Regencyromane geschrieben. Stattdessen habe ich mich an andere Orte geträumt. Es hat ein wenig gedauert, bis ich meine direkte Umgebung festhalten wollte.
„Das Herz des Verführers“
Seit dem Tod ihrer Eltern und Brüder ruht die Verantwortung für ihre jüngere Schwester, einem wahren Wildfang mit Vorahnungen von der Zukunft, auf den Schultern von Jaqueline Mornington. Der Heiratsantrag von David Deroware würde Jacky einen Ausweg aus ihrer finanziell angeschlagenen Situation bieten. Sie möchte allerdings keine Vernunftehe eingehen. Da findet Jacky sich unerwartet als Gast eines bekannten Verführers wieder.
Ein Blick auf Jacky und Clive möchte sie näher kennenlernen. Ein Lied in der Nacht, eine verbotene Beobachtung, ein unerwarteter Kuss und Jackys Schicksal ist aus Clives Sicht besiegelt. Sie muss feststellen, dass es unmöglich scheint, sich seinem Charme zu entziehen. Bleibt die Frage, ob Jacky das überhaupt möchte.
Kann sich eine Frau, die an die große Liebe glaubt, mit weniger zufriedengeben?
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Ich: Eine interessant klingende Geschichte. Es fasziniert mich, dass du nicht direkt mit Regency begonnen hast. Was war deine letzte Veröffentlichung?
Ester: Aktuell ist der erste Teil meiner neuen Reihe vorbestellbar. In letzter Zeit habe ich etwas mit einer Schreibblockade zu kämpfen gehabt, weshalb es eine lange Veröffentlichungspause gegeben hat. Ich bin froh, dass ich die überwunden habe und eine neue Geschichte präsentieren kann.
„Die inszenierte Ehe (Nach der falschen Ehe 1)“
Earl of Greenfield: In einem Moment liegt eine Saison vor ihm, in der er um die von ihm angebetete Frau werben will. Im nächsten muss er unerwartet nach Indien reisen. Der Gedanke, dass ein anderer Gentleman die Zeit nutzen könnte, um ihr Herz zu erobern, erschüttert ihn zutiefst. Zum Glück nimmt Lilly seinen überstürzten Heiratsantrag an. Nun kann er beruhigt das Land verlassen.
Miss Percy: Dass Louis ihre lange gewachsenen Gefühle erwidert, erscheint ihr wie ein Wunder. Erst nach seiner Rückkehr wollen sie die Verlobung öffentlich bekannt geben. Doch kaum ist Louis abgereist, bittet ein Freund sie um Hilfe. Eine inszenierte Ehe soll ihn vor Klatsch beschützen. Einer zeitlich begrenzten Vereinbarung stimmt Lilly widerwillig zu, doch ihr Scheinehemann möchte nicht einmal ihre Familien in die Farce einweihen.
Was geschieht, wenn Louis von der Hochzeit seiner Verlobten erfährt? Kann es ein Glück für Lilly und ihn geben, wenn jeder in ihrer Umgebung seine eigenen Ziele verfolgt?
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Ich: Schreibblockaden kenne ich auch. Für einen Autor ist das wirklich das Schrecklichste Wann hast du eigentlich gemerkt, dass du unbedingt Autorin sein/bleiben willst?
Ester: Irgendwann sind die Ideen, die ich beim Lesen von Büchern hatte, so umfangreich, dass ich das Gefühl hatte, mein Gehirn könnte sie nicht mehr alle beherbergen. Ich musste sie zu Papier bringen, um den Verstand nicht zu verlieren. Zuerst habe ich lediglich grobe Ideen notiert. Sich selbst beizubringen, wie man Kapitel richtig aufteilt und spannend gestaltet, war eine echte Herausforderung, aber sobald ich mit dem Schreiben begonnen habe, konnte ich nicht mehr damit aufhören.
Ich: Wie gut ich das nachvollziehen kann! Tatsächlich bin ich so alt, dass meine Anfänge in einer Zeit liegen, in der das Internet noch nicht Antwort auf alle Fragen geben konnte. Unglaublich, wie viel wir gemeinsam haben! Welches Ziel hast du übrigens schon erreicht/willst du unbedingt noch erreichen?
Ester: Welcher Autor träumt nicht davon, in der Zeitung als Erfolg aufgeführt zu werden. Tatsächlich zweifle ich oft an mir und überlege, ob es sich überhaupt lohnt, weiter zu veröffentlichen, aber es gibt einfach keine Arbeit, die mich mehr erfüllt.
Ich: Was war eine Begegnung, die privat oder beruflich viel für dich geändert hat?
Ester: Eine Freundin hat mir Bücher geborgt und damit meine Faszination von Geschichten in Gang gesetzt. Ihr verdanke ich in dieser Hinsicht viel. Ob ich ohne sie den Weg Autorin jemals eingeschlagen hätte, weiß ich nicht.
Ich: Was soll für dich in jedem Roman unbedingt vorkommen?
Ester: Neben Romantik muss auch ein wenig Humor vorhanden sein. Was wäre eine spannende Geschichte, wenn man nicht hin und wieder lächeln könnte? Wie soll man dunkle Stunden überstehen, wenn man nicht sicher sein kann, dass es später einen Grund zur Freude gibt? Deshalb bestehe ich auf einem glücklichen Ende für meine Paare.
Ich: Gut gesagt. Ein wenig Ausgleich muss sein. Die Welt ist düster genug. Welches Genre liest du denn, wenn dich gar nichts anderes anspricht?
Ester: Liebesgedichte muntern mich immer auf. Die Hoffnung, dass Liebe irgendwann unser Leben erhellen kann, selbst wenn man gerade verzweifelt ist, macht schwierige Situationen leichter zu überstehen. Wir sehen uns immer wieder Problemen gegenüber, die man nur ertragen kann, wenn man darauf hoffen kann, dass bessere Zeiten kommen.
Ich: Gerade wenn man sich einer Herausforderung stellen muss, fällt die Wahl des weiteren Weges manchmal schwer. Welche Entscheidung würdest du am liebsten nachträglich ändern?
Ester: Wenn ich noch einmal zu meiner ersten Veröffentlichung zurückreisen könnte, würde ich ein paar Dinge besser machen. Meine Werbung würde ich vor dem Erscheinen starten, statt das Buch heimlich herauszubringen und erst später die Menschen in meinem Umfeld einzuweihen. Damit hätte ich mir den Start in mein Autorendasein deutlich einfacher gemacht.

Ich: Was möchtest du unbedingt noch lernen (egal, ob es mit dem Schreiben zu tun hat oder nicht)?
Ester: Frauen ist es in meiner Zeit nicht erlaubt, sich Wissen nach ihren eigenen Wünschen anzueignen. Vieles, das für Männer ganz selbstverständlich ist, können wir Frauen nur schwer erreichen. Darum würde ich gern in die Zukunft reisen und dort Autofahren lernen. Was du mir über die Möglichkeit erzählt hast, schnell und bequem überallhin zu kommen, hat mich wirklich fasziniert.
Ich: Zum Abschluss habe ich noch eine letzte Frage an dich. Welchen Tipp möchtest du angehenden Autoren mitgeben?
Ester: Glaubt an euch und eure Idee. Auf dem Weg zum fertigen Buch werdet ihr ständig dazulernen. Fragt nach Hilfe, wenn ihr bemerkt, dass ihr nicht allein weiterkommt. Die Mehrzahl an Autorenkollegen wird euch gern eure Fragen beantworten. Es ist auch wichtig, die Meinung von Lektoren einzuholen. Wenn man mit mehreren zusammenarbeitet, erkennt man bei künftigen Projekten viele Fehler selbst. Aber an diesen Punkt kommt ihr nur, wenn ihr hartnäckig bleibt und niemals aufgebt.
Ich: Danke für deine inspirierende Antwort. Es war schön, dich hier zu Besuch zu haben. Wir haben dich von einer ganz neuen Seite kennenlernen dürfen.
Ester: Ich bedanke mich für die Möglichkeit, dir mehr über mich zu erzählen. Bestimmt sehen wir uns bald wieder. Und sei es nur in unserer Fantasie.
Bevor Ester sich verabschiedet, genießen wir noch eine weitere Tasse Tee. Die Gurkensandwiches sind tatsächlich so lecker, wie sie aussehen. Ester reicht mir noch einen der von ihr mitgebrachten Scones. Ich glaube, diesen Besuch werde ich so schnell nicht vergessen.
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