Heute findet wieder ein „Am Tisch mit“-Treffen statt. Meine heutige Besucherin kenne ich schon seit gut zehn Jahren. Wir haben damals beim gleichen Verlag veröffentlicht und beschlossen, uns mit anderen Kolleginnen zur Autorengruppe Romance Alliance zusammenzuschließen, um gemeinsam Werbung zu machen. Im Jahr 2015 haben wir uns bei der Frankfurter Buchmesse persönlich getroffen.
Danach haben wir bei gemeinsamen Aktion und Schreibprojekten eng zusammengearbeitet. Leider hat sich die Romance Alliance inzwischen wieder aufgelöst. Trotzdem möchte ich keine Sekunde dieser lehrreichen Zeit vermissen. Und jetzt darf ich dir eines der Gründungsmitglieder Dorothea Stiller genauer vorstellen. Sie war so freundlich, ein paar meiner Fragen zu beantworten. Gern kannst du Dinge kommentieren, die du noch von ihr erfahren möchtest. Ich werde versuchen, die Informationen nachträglich einzuholen.
Dorothea Stiller kommt zum Abendessen zu mir. Im Gepäck hat sie ein Rezept für Mrs Pikes Zitronencremetörtchen aus »Lady Beresford und das Rätsel des Myrtenzweigs«, das ich exklusiv für meine Newsletterabonnenten zur Verfügung stellen darf. Wenn du beim Newsletter bereits angemeldet bist, findest du das Rezept hier. Solltest du mich noch nicht abonniert haben, kannst du das hier nachholen. Du bekommst dann eine Nachricht mit Informationen, wie du das Rezept nachlesen kannst.
Zum Essen hat sich Doro Gemüse gewünscht, weshalb ich das mit verschiedenen Dips und Saucen vorbereitet habe. Zum Glück hat sie mich vorgewarnt, dass sie keinen Staudensellerie mag. Das wäre sonst unangenehm geworden. Am Tisch stehen auch Brötchen, Wurst und Käse. Sobald der erste Hunger gestillt ist, überfalle ich Doro mit meinen Fragen.
Ich: Herzlich willkommen bei mir daheim. Stell dich bitte als Privatperson vor.
Dorothea: Ich bin 51, verheiratet, Mama von zwei Teenagern und hauptberuflich Autorin, Übersetzerin, Lektorin und Schreibcoach. Ich wohne zwischen Ruhrgebiet und Münsterland, wo ich auch aufgewachsen bin. Hier lebe ich mit meiner Familie und unserem Kater Findus.
Ich habe Anglistik und Germanistik studiert und eine Ausbildung zur kaufmännischen Assistentin Fremdsprachen absolviert. Bevor ich mich als Autorin und Übersetzerin selbstständig gemacht habe, war ich Lehrerin.
In meiner Freizeit gärtnere ich, häkle oder stricke, gehe spazieren, zeichne und male gern, komme aber zu selten dazu und lese natürlich auch sehr gern (habe aber leider auch viel zu wenig Zeit dafür). Ich liebe es zu reisen, vor allem nach Großbritannien und in die nordischen Länder (insbesondere Finnland) und habe einen Tassen-Tick. Ich bin Mitglied im Syndikat, bei den Mörderischen Schwestern, im Tarotverband und bei den Bücherfrauen.
Ich: Was sollte man über dich als Autorin wissen?
Dorothea: Natürlich, dass ich ganz fantastische Bücher schreibe, die man dringend lesen sollte. 🙂 Aber Scherz beiseite … ich glaube, meine Krimis zeichnet aus, dass sie nie besonders blutig oder brutal sind. Sie sind eher humorvoll und leben von den – manchmal etwas schrägen – Charakteren. Wer also nach dem ultimativen Gemetzel sucht, ist bei mir vermutlich falsch. Wer aber gern liebevoll gestaltete Charaktere hat, viel Lokalkolorit, gut recherchierte Hintergründe und ein bisschen Humor, der wird sie mögen.
Meine historischen Romane verzichten weitgehend auf Spice. Ich erzähle eher klassische Liebesgeschichten, die sich auf den historischen Hintergrund, Mode, Gesellschaft und Sitten konzentrieren und in denen nicht das Kamasutra durchgeturnt wird. Das sollte man vermutlich auch wissen, sonst ist man enttäuscht, wenn man es spicy mag.
Darüber hinaus sollte man wissen, dass ich auch unter dem Pseudonym „Silja Lund“ für Kinder und Jugendliche schreibe (unter anderem gemeinsam mit Kari Erlhoff für die Drei Ausrufezeichen).
Ich: Bist du noch auf andere Weise in der Buchwelt tätig?
Dorothea: Ja, als Übersetzerin und Lektorin. Ich übersetze für verschiedene Verlage Bücher aus dem Englischen ins Deutsche und lektoriere Texte für Autor:innen und Verlage.
Ich: Über welche Kanäle bist du erreichbar?
Dorothea: Instagram (@dorotheastiller), Facebook, Bluesky und per Mail (info@dorothea-stiller.de) sowie über meine Homepage dorothea-stiller.de
Ich: Was ist dein Lieblingsspiel (Computer-/Karten-/Gesellschafts-)?
Dorothea: Computerspiel: Sims
Gesellschaftsspiel: Anno Domini, Stadt, Land, Vollpfosten
Karten: UNO, Dodelido, 6 nimmt
Ich: Klingt, als sollten wir demnächst unbedingt einen Spieleabend veranstalten. Hast du eine ungewöhnliche Fähigkeit oder ein unübliches Hobby, von dem nur wenige Leute wissen?
Dorothea: Ich habe mal ein Jahr Finnisch gelernt. Zählt das? (Habe aber leider alles schon wieder verlernt, weil die Sprache so schwer ist und ich keine Gelegenheit habe, sie anzuwenden). Außerdem bin ich verbandsgeprüfte Tarotberaterin (lege aber ausschließlich privat Karten).
Ich: Was war deine erste Veröffentlichung?
Dorothea: Das war 2014 »Conny und die Sache mit dem Hausfrauenporno«, das ist aber schon nicht mehr lieferbar.
Ich: Was war deine letzte Veröffentlichung?
Dorothea:
»Mörderisches Somerset: Der Tote im Moor«
FBei einem Spaziergang in einem nahe gelegenen Naturschutzgebiet findet June die Leiche eines Mannes. In der Tasche des Toten findet die Polizei zwei Seiten aus einem antiquarischen Buch über giftige Pflanzen in Großbritannien. Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Tote selbst in einem Mordfall verdächtigt wurde: Er soll seine Frau mit einer einheimischen Giftpflanze getötet haben. War es Selbstmord und sind die Seiten ein Schuldeingeständnis? Detective Sergeant Darcy bittet Rufus Whalley um Hilfe bei der Identifizierung des Buches. Natürlich lassen es sich June und Pomona nicht nehmen, ihren Freund bei seinen Ermittlungen nach Kräften zu unterstützen und auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Schon bald stecken sie wieder mitten in einem spannenden Kriminalfall.
Werbelink zum Buch
Ich: Wann hast du gemerkt, dass du unbedingt Autorin sein/bleiben willst?
Dorothea: Ich wäre es eigentlich immer gern gewesen, aber es ist nicht leicht, wenn man wirklich davon leben möchte. Als ich mich 2017 selbstständig gemacht habe, war das noch ein Sprung ins kalte Wasser, aber ich wusste schon, dass ich das auch weiterhin machen möchte.
Ich: Wie schön, dass es sich als richtige Entscheidung herausgestellt hat. Welches Ziel hast du schon erreicht/willst du unbedingt noch erreichen?
Dorothea: Ich habe schon eine Menge meiner Ziele erreicht. Ich veröffentliche bei verschiedenen Verlagen, viele meiner Bücher gibt es auch als Hörbuch (was mich immer extrem freut), und ich kann inzwischen einigermaßen von meiner Tätigkeit leben. Fehlt eigentlich nur noch der Bestseller. 🙂
Außerdem hätte ich gern jemanden, der sagt: »Die Inselmord/Somerset-Reihe find ich super, die verfilmen wir!« (Hallo, Netflix?)
Ich: Dann drücke ich dir die Daumen, dass das noch klappt. Was war eine Begegnung, die privat oder beruflich viel für dich geändert hat?
Dorothea: Oje, da gibt es so viele, die könnte ich gar nicht alle aufzählen. Ich glaube, so gut wie jede Begegnung verändert einen. Zusammengefasst die vielen Begegnungen mit Kolleg:innen, die ich immer extrem bereichernd finde. Natürlich die Begegnung mit meinem Mann. Die Begegnung mit meiner Agentin (Anna Mechler), die mich wirklich vorangebracht hat …
Ich: Welches Thema/Geschehen wird nie in einem deiner Geschichten vorkommen?
Dorothea: Horror oder extreme Gewaltdarstellungen
Ich: Was soll für dich in jedem Roman unbedingt vorkommen?
Dorothea: Interessante Charaktere, die eine Entwicklung durchlaufen; ein passendes und interessantes Setting.
Ich: Das klingt gut. Welches Genre liest du, wenn dich gar nichts anderes anspricht?
Dorothea: Cosy Crime, Urban Fantasy, Historische Romane
Ich: Welchen Moment würdest du gern noch einmal erleben?
Dorothea: Hm. Gute Frage, da gibt es auch so viele. Aber ich möchte nicht in der Zeit zurückspringen und alles noch einmal machen müssen. Ich glaube, ich erlebe diese Momente lieber noch einmal in meiner Erinnerung und in meiner Vorstellung und freue mich auf neue Abenteuer und Erlebnisse im realen Leben.
Ich: Das ist eine gute Antwort. Welche Entscheidung würdest du am liebsten nachträglich ändern?
Dorothea: Keine. Ich glaube, dass mich auch blöde Entscheidungen zu der Person gemacht haben, die ich heute bin, und dass sie auch wichtig waren.
Ich: Was möchtest du unbedingt noch lernen (egal, ob es mit dem Schreiben zu tun hat oder nicht)?
Dorothea: Nicht so viel darauf zu geben, was andere denken könnten. Auszuhalten, dass mich jemand nicht mag. Mutiger sein, weniger konfliktscheu.
Ich: Oh, das ist etwas, das ich auch gern lernen würde. Welchen Tipp möchtest du angehenden Autoren mitgeben?
Dorothea: Man sollte sich nicht mit anderen vergleichen und sich damit unter Druck setzen. Jede Person hat ihren eigenen Weg. Was für mich gut und richtig war, kann für jemand anderes grundfalsch sein. Wichtig ist beim Schreiben nur, dass man dranbleibt und sich nicht entmutigen lässt. Schreiben, schreiben, schreiben. Man lernt immer dazu.
Ich: Verrätst du uns deinen ultimativen Werbemaßnahmentrick?
Dorothea: Tja, wenn ich den hätte …
Ich: Wir alle warten wohl darauf, den noch herauszufinden 😉 Du bist ja immer fleißig am Schreiben. Was kommt von dir als nächstes?
Dorothea: Am 29. August erscheint der vierte Band meiner »Inselmord«-Krimis, Inselmord und Friesentörtchen, endlich aus Taschenbuch. Am 1. Oktober folgt dann der neunte Band meiner »Somerset«-Krimis: »Mörderisches Somerset: Schatten über Glastonbury« und im neuen Jahr erscheint voraussichtlich ein Drei Ausrufezeichen Reisekrimi von Silja Lund, der auf Mallorca spielt.
Dass sich Doro die Zeit für dieses Treffen genommen hat, freut mich riesig. Danke dafür. Es ist viel zu lange her, dass wir uns so ausführlich unterhalten haben. Jetzt lassen wir uns noch die Gemüsesticks schmecken, bevor sie sich wieder auf den langen Rückweg machen muss. Hoffentlich erhalten wir bald wieder die Gelegenheit, uns auszutauschen.
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