„Ein Tannenbaum für Ben“ von Bettina Kiraly

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Der Wunsch eines kleinen Jungen, ein alleinerziehender Vater und ein Christbaumverkäufer – Gay Romance

Lesehappen mit Herz
Die Love Shots der Romance Alliance sind ein praktisches Kurzformat von etwa 100-150 Seiten in unterschiedlichen Romance-Genres: historisch, Cosy Crime, Gay Romance, Contemporary, Romantasy etc. zum kleinen Preis von € 2,99.
Maximale Abwechslung und maximaler Lesespaß! Appetitliche Lesehappen für zwischendurch, ob auf Reisen, auf dem Weg zur Arbeit oder daheim auf der Couch.

„Ein Tannenbaum für Ben“ von Bettina Kiraly

Das zweite Weihnachten ohne seinen Ehemann. Für Niklas der blanke Horror, doch für seinen Sohn Ben soll es trotzdem ein schönes Fest werden. Der riesige Tannenbaum, den Ben aussucht, gefällt Niklas gar nicht. Der nette Christbaumverkäufer Jakob, der ihnen den Baum nach Hause bringt, dafür umso mehr. Dass die Anziehungskraft auf Gegenseitigkeit beruht, sollte ein Grund zur Freude sein. In wenigen Tagen wird Jakob allerdings für Monate die Stadt verlassen.
Ist zwischen Niklas und Jakob mehr als eine heiße Affäre möglich, wenn ihre Leben sich völlig unterscheiden?

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Leseprobe

„Der hier! Der ist super. Den will ich.“ Der kleine Junge deutet mit glänzenden Augen und aufgeregtem Gesichtsausdruck auf die zweieinhalb Meter hohe Tanne. Vermutlich geht der Junge noch in den Kindergarten. Er wirkt von den roten Kugeln, dem goldenen Lametta und der bunten Lichtergirlande ganz begeistert.

Ich unterdrücke ein Grinsen. Der Baum fasziniert jedes Kind, das sich in mein Christbaumwunderland verirrt. Jetzt am Abend, wo die Beleuchtung Lichtreflexe auf die Kugeln zaubert, ist der Effekt bemerkenswert. Mein Boss hat noch vor ein paar Tagen gemeint, es wäre ein Fehler, den riesigen, aufgeputzten Weihnachtstraum aufzustellen. Ich habe ihn trotzdem in die Mitte der Fläche gezerrt, die mein Chef auf dem Parkplatz vor dem Möbelgeschäft angemietet hat. Ich habe innerhalb eines Tages so viele positive Rückmeldungen bekommen, dass sich auch mein Boss der Wahrheit nicht länger verschließen konnte. Dieser Christbaum besitzt magische Anziehungskraft auf Groß und Klein.

„Kommt nicht infrage“, brummt eine tiefe, angenehme Stimme. „Erstens steht der bestimmt nicht zum Verkauf, und zweitens ist er viel zu groß.“

Der Vater wehrt sich verständlicherweise gegen den Monsterbaum. Gleich daneben befinden sich die Modelle, die in jeder Wohnung Platz finden sollten. Wie lange es wohl dauern wird, bis sie sich für einen entscheiden?

Vorsorglich schiebe ich mich näher an die beiden heran. Der Vater hält sich außerhalb meines Blickfeldes auf. Obwohl wir jede Menge Lampen aufgestellt haben, um späten Einkäufern einen Eindruck von den Bäumen zu ermöglichen, gibt es genug Schatten und dunkle Ecken, auf die mir die Sicht fehlt. Der Junge läuft weiter zu den Bäumen, die besser geeignet sind. Das Kind trägt eine dicke, blaue Jacke. Sein blau-weiß-roter Schal leuchtet zwischen den Zweigen hervor, hinter denen ich lauere.

„Dann nehmen wir den hier. Der geht nicht bis zur Decke.“ Die geringelten Handschuhe zeigen auf eine Nordmanntanne von zwei Metern Höhe.

„Ich weiß, du möchtest unbedingt so ein Riesending aufgestellt haben“, sagt sein Vater. „Für uns beide allein ist der allerdings zu groß.“

„Was kann ich denn dafür, dass Oma und Opa keine Zeit haben, uns zu besuchen?“, beschwert sich das Kind. „Wer mag denn ausgerechnet über Weihnachten eine Kreuzungsfahrt machen?“

„Kreuzfahrt“, korrigiert der Vater. „Deine Großeltern haben die Reise gewonnen. Natürlich werden sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Das dürfen wir ihnen nicht vorhalten. Wien im Winter kann zwar romantisch sein. Das Schneechaos erspart man sich allerdings gern. Wir beide machen einfach das Beste daraus. Eine Männerweihnacht. Klingt das nicht großartig?“

„Nein, überhaupt nicht“, sagt sein Sohn ehrlich.

Ich empfinde Mitleid mit dem Kleinen. Dass er nicht sonderlich begeistert ist, kann ich nachvollziehen. Kindern ist dieser Weihnachtskram furchtbar wichtig. Das weiß sogar ich. Wenn ein Berg Geschenke unter einem Baum liegt, den sie bei mir gekauft haben, strahlen sie mit den Lichterketten um die Wette. Ein Teil ihrer Wünsche wird jedoch an diesem Tag nicht erfüllt, wenn nicht alle Familienangehörigen mit dabei sind.

Männerweihnacht. Dann feiert wohl die Mutter oder der zweite Vater des Kindes ebenfalls nicht mit den beiden. Ob sie oder er sich getrennt hat oder nicht mehr lebt? Beides muss für das arme Kind schwer zu verkraften sein.

„Nehmen wir den da“, schlägt der Vater vor. „Ich bezahle ihn jetzt, und wir holen ihn, nachdem wir das Buch besorgt haben, das ich dringend für meine Arbeit brauche.“

Ein Arm erscheint in meinem Sichtfeld und deutet auf einen Baum von nicht mal einem Meter Höhe. Ist das sein Ernst?

„Och, Papa. Der ist viel zu klein. Wir brauchen einen größeren.“

Ganz meine Meinung. Der Kleine muss auf genug verzichten.

Ob das der richtige Zeitpunkt ist, um in Erscheinung zu treten? Langsam pirsche ich mich an.

„Der reicht völlig aus“, behauptet der unsensible Papa.

„Diesen Baum sieht das Christkind doch nicht! Woher soll es wissen, wo es die Geschenke hinlegen soll?“ Der Junge klingt weinerlich.

Mann, das berührt sogar mein Herz, obwohl meine Schwester immer behauptet, ich würde keines besitzen. Noch kann ich den Vater des Kindes nicht erkennen. Neugierig mache ich einen weiteren Schritt vorwärts. Im Moment dreht er mir den Rücken zu und bemerkt nicht, dass ich bereits auf meine Chance lauere, ihm einen Baum zu verkaufen.

„Und für den großen reichen unsere Lichterketten nicht“, erklärt der Dad. Er wendet sich um, damit er die übrigen Exemplare in Augenschein nehmen kann.

Was für ein Leckerbissen! In seinem attraktiven Gesicht fallen mir sofort seine Augen auf. Obwohl sie auf etwas anderes gerichtet sind, kann ich erkennen, wie verblüffend hellblau sie sind. Ein dunkleres Blau am äußeren Rand der Iris verhindert, dass sie übernatürlich wirken. Die breiten Augenbrauen verstärken den Effekt noch. Ob er immer mit diesem Dreitagebart herumläuft? Oder war er heute Morgen bloß zu faul, ihn abzurasieren?

An meinen Bart lasse ich seit Jahren ja nur noch einen Fachmann. Der auffällige Rotton meiner Gesichtsbehaarung verhindert, dass man mein Gesicht für nichtssagender hält, als ich bin. Mein letzter Freund hatte ebenfalls einen kurz gestutzten Bart. Ich habe das Gefühl geliebt, wie seine Stoppeln über meine Haut gekratzt haben, wenn wir uns geküsst haben.

Seltsamer Gedankengang.

„Dann kaufen wir eben noch Kugeln und Lichter“, bettelt das Kind. „Wir haben genug Zeit, um morgen etwas zu suchen.“

„Morgen ist bereits der vierundzwanzigste, Ben. Ich verstehe, dass du gern einen großen Baum hättest, aber das klappt diesmal nicht. Ich verspreche dir, wir besorgen nächstes Jahr etwas Größeres. Aber jetzt bezahlen wir den kleinen und lassen ihn einpacken, damit wir endlich weiterkönnen.“

„Aber Papa …“ Die Stimme des Jungen klingt, als würde er gleich zu weinen beginnen.

Ich räuspere mich und marschiere auf die beiden zu. „Kann ich vielleicht helfen?“

Der Vater wendet sich zu mir. Sein Blick huscht über mein Gesicht, bevor für eine Sekunde seine Augenbraue hochschießt. Was soll denn das bedeuten?

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