„Eine unberechenbare Lady“ von Bailey Kinlay

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Ein Feuer, ein unbedachter Moment und gefährliche Liebe – Regency

„Eine unberechenbare Lady“ von Bailey Kinlay

Nach dem tragischen Feuertod seines Bruders muss John Henshley nicht nur ungewollt den Familientitel und die damit einhergehenden Pflichten übernehmen, er trägt auch die Verantwortung für seine siebenjährige Nichte. Seit dem Tod der Eltern spricht das Mädchen kein Wort, und auch John findet keinen Zugang zu ihr.

Elisabeth Cooper gerät auf einem Ball in Bedrängnis. Ihr zur Rettung eilt ausgerechnet der Mann, für den sie zwar heimlich schwärmt, der sie aber zutiefst beleidigt hat. Leider gibt es Zeugen für die zweideutige Situation und Elisabeth gilt als kompromittiert. Obwohl sich beide mit allen Mitteln dagegen wehren, müssen sie die Konsequenzen tragen und sind kurz darauf Mann und Frau.

John stellt überrascht fest, dass Elisabeth sein Leben bereichert und sie die gemeinsamen Stunden genießen. Sie versucht, in ihre Rolle hineinzuwachsen, ihrer Stieftochter eine gute Mutter zu sein und alles scheint sich zum Guten zu wenden.
Doch dann passieren immer wieder seltsame Unfälle. Gibt es jemanden, der die Zukunft der beiden zerstören will?

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Leseprobe

Keiner von ihnen schenkte Elisabeth Beachtung. Ihre Tanzkarte blieb leer, doch daran störte sie sich nicht groß. Sich mit den langweiligen männlichen Wesen unterhalten zu müssen, wäre ohnehin nichts als Zeitverschwendung. Je öfter sie diese Behauptung wiederholte, umso überzeugender klang sie für sie selbst.

Sie bewunderte die Dekoration und suchte die Menge nach einer Freundin ab, mit der sie plaudern könnte. Leider entdeckte sie stattdessen im nächsten Moment ein Gesicht am anderen Ende des Raumes, das sie hier nicht erwartet hatte. Jahre waren seit ihrem letzten – und einzigen – Zusammentreffen vergangen, doch der bloße Anblick von John Henshley, Earl of Cliffordshire, reichte aus, damit sie sich sofort wieder klein und unbedeutend fühlte.
So wie damals.

Er war groß und schlank, dabei aber durchaus kräftig gebaut. Was die Frauen jedoch im Besonderen für ihn schwärmen ließ, waren die auffallend hohen Wangenknochen, die ihm ein abweisendes, aber auch elegantes Aussehen verliehen.

Gerade schmunzelte er über einen Kommentar seines Begleiters. Einen Moment lang wirkte er dadurch noch attraktiver als sonst auf sie. Dann kehrten Ernsthaftigkeit und Kühle auf sein Gesicht zurück und riefen ihr zusammen mit seiner schwarzen Kleidung ins Gedächtnis, dass der Earl in Trauer war.

Himmel, ihr sollten seine Vorzüge gar nicht auffallen.

Warum musste er heute Abend hier sein? Er war in Trauer, sie hatte nicht mit ihm gerechnet – mit dem Mann, der ihr das Herz gebrochen hatte, ohne es auch nur zu bemerken. Es war so demütigend, dass sie sich in ihn verliebt hatte, obwohl er nichts als Abscheu für sie empfand.

Sie hatte seine Worte, die sie zufällig belauscht hatte, noch genau im Ohr.

»Ein Tanz mit Miss Elisabeth?«, hatte er mit einem Lachen in der Stimme gefragt. »Auf keinen Fall. Sich nur mit ihr sehen zu lassen, reicht aus, um sich die Chancen auf eine passende Partie zu verscherzen.«

»Du bist zu harsch«, hatte einer seiner Freunde eingeworfen.

Einen Moment hatte sich Elisabeth hinter dem Farn, der sie vor Blicken verbarg, erleichtert gefühlt. Sie war nicht sicher gewesen, welcher Gentleman sie verteidigt hatte, doch dass er sich überhaupt gegen den Earl aufgelehnt hatte, reichte aus, um ihn zu mögen. Zumindest hatte sie das für den Bruchteil von ein paar Sekunden gedacht.

»Es mag für den Ruf schädlich sein, sich zu lange in ihrer Gesellschaft aufzuhalten«, fuhr der Unbekannte dann fort. »Ein Hindernis, sich attraktiveren und eleganteren Ladys zu nähern, stellt das allerdings nicht dar.«

»Ich will widersprechen.« Cliffordshire seufzte. »Beim letzten Ball habe ich kurz mit ihr gesprochen, weil ich nicht unhöflich sein wollte. Kurz danach fragte mich eine Lady, als wir uns vorgestellt wurden, ob ich tatsächlich glauben würde, dass sie sich jetzt noch mit mir abgebe.«

Gelächter erklang als Antwort.

»Wer könnte der Lady einen Vorwurf machen? Miss Elisabeth hat einem Mann nichts zu bieten. Man muss sich schon fragen, weshalb man sich mit ihr sehen lassen sollte. Jede andere Frau muss an meinem Verstand gezweifelt haben.«

»Vergiss die Angelegenheit. Ein Glück, dass du ohnehin nicht auf der Suche nach einer Ehefrau bist. Genieß deine Freiheit so lange wie möglich.«

Mehr hatte Elisabeth nicht hören wollen. Die Angelegenheit war bereits peinlich genug gewesen. Kurz darauf hatte er das Land für lange Zeit verlassen und sie war froh gewesen, ihm nicht mehr begegnen zu müssen. Wie sehr hatte sie gelitten, weil die Worte sich in ihr festgekrallt hatten wie ein Monster in sein liebstes Opfer!

Und nun war er des Trauerfalles wegen zurück – sie hätte gut und gern darauf verzichten können, an die demütigende Szene erinnert zu werden.

Sie wandte den Blick ab und betete, dass man ihr den Schock über die Begegnung nicht zu deutlich ansah. Vielleicht konnte sie sich bald in den Garten zurückziehen und sich dort verstecken, bis es Zeit zur Heimfahrt war.

[…]

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