„Täuschung des Herzens (Drei einsame Herzen-Reihe Teil 2)“ von Ester D. Jones

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Eine junge Witwe, ein Mann ohne Gedächtnis und ein Geheimnis – Regency

„Täuschung des Herzens (Drei einsame Herzen-Reihe Teil 2)“ von Ester D. Jones

Lady Heather kann im letzten Moment einen Mann vor dem Ertrinken retten. Eigentlich sollte die junge Witwe empört sein, als der Fremde sie in seinem verwirrten Zustand küsst. Dieser Kuss weckt allerdings Gefühle in ihr, die sie längst vergessen glaubte. Zusammen mit den Frauen in besonderen Umständen, die sie in ihr Haus aufgenommen hat, kümmert Heather sich um den Mann ohne Gedächtnis. Doch Shane, wie er sich nennt, verbirgt ein Geheimnis vor ihr, das ohne sein Wissen untrennbar mit ihrer Vergangenheit verknüpft ist.

Die Liebe überwindet alle Hindernisse. Oder gibt es Dinge, die einfach alles ändern?

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Leseprobe

1. Kapitel

England / Sommer 1756

Zweige schlugen ihr ins Gesicht und hinterließen brennende Striemen. Sie rannte weiter, eilte zwischen den Sträuchern und Bäumen hindurch. Der Spaten in ihrer Hand wurde immer schwerer und unhandlicher. Aber vielleicht würde sie das Gartengerät gleich noch brauchen. Sie schrie laut nach Hilfe.

Lediglich ihr eigenes Keuchen drang an ihr Ohr. Kein anderes Geräusch außer das Knacken von Zweigen unter ihren Füßen war zu hören. Kein Rufen, kein Stöhnen, kein Gurgeln. Oh, nein. Das war nicht gut. Kam sie bereits zu spät?

Das schnelle Laufen durch das unwegsame Gebiet ermüdete sie. Schweiß trat auf ihre Stirn. Noch einmal rief sie um Hilfe. Ihr Knöchel knickte ein, als sie über eine Wurzel stolperte. Sie gab einen Schmerzenslaut von sich, aber sie blieb nicht stehen. Noch einmal verstellten ihr ein paar Sträucher den Weg. Heather lief einen Bogen und befand sich plötzlich auf der Wiese vor dem Fluss. Sie hielt an, um sich zu orientieren.

Der Mann lag wie Treibholz bäuchlings im Wasser. Inzwischen war er in die Mitte des Flusses getrieben. Die Strömung konnte ihn jederzeit erfassen und mitreißen. Sie würde ihn in wenigen Augenblicken vom Ufer aus nicht mehr erreichen. Aber wenn er erst einmal zu der Stelle gelangte, in den sich der Bluestone River mit dem Middleton Stream vereinte, wäre er ohnehin verloren.

Zuerst starrte sie den Toten einfach nur an. Oder lebte er etwa noch? Dann raffte sie neuerlich ihre Röcke und rannte Richtung Wasser. Nach ein paar Metern hüpfte sie auf einem Bein, um ihren Schuh abzustreifen. Als sie am Ufer anlangte, hatte sie auch den zweiten Schuh zur Seite geworfen. Der Spaten landete mit einem Scheppern auf den Steinen am Ufer. Mit dem Schwung ihres Laufes sprang sie ins Wasser.

Die Nässe durchdrang ihre Kleidung bis zur Hüfte. Der Stoff sog die Feuchtigkeit auf und erschwerte das Vorwärtskommen. Sie watete keuchend weiter. Da der Fluss nicht tiefer wurde, gelang es ihr ohne zu schwimmen, den leblosen Körper zu erreichen.

Sie griff nach seinem Arm und versuchte, ihn herumzudrehen. Der Mann war schwer. Die Zeit lief ihm davon. Seit Heather ihn oben vom Haus aus entdeckt hatte, waren Minuten vergangen. Sie musste dafür sorgen, dass er aus dem Wasser kam und Luft schnappen konnte.

Noch einmal zerrte sie an ihm, und der Ohnmächtige drehte sich auf den Rücken. Triumphierend schrie sie auf. Mit ihren Händen unter seinen Achseln gelang es ihr, den Mann rückwärts Richtung Ufer zu schleppen. Als sie Steine unter ihren Füßen spürte, kam sie langsamer vorwärts. Der leblose Körper wurde immer schwerer, weil ihr nun der Fluss nicht mehr half, das Gewicht zu tragen.

Ihre Armmuskeln zitterten, doch aufgeben war keine Option. »Komm schon, Heather. Nur noch ein paar Meter«, spornte sie sich selbst an.

Die Beine des Mannes befanden sich endlich außerhalb des Wassers. In einem ersten Impuls hätte sie ihn beinahe fallen lassen, doch dann wäre sein Kopf auf die Steine am Ufer geknallt. Also setzte sie ihn mit ihrer letzten Kraft vorsichtig auf dem Boden ab.

Heather beugte sich über den Fremden. Ihre Hand konnte über seinem Mund keinen Atem spüren. Was sollte sie nur tun? Pater William hatte ihr doch letzten Sommer erzählt, wie man den Mumford-Jungen gerettet hatte, als er beinahe im Teich der Familie ertrunken war. Das Wasser musste aus den Lungen. Anschließend war es notwendig, Luft in die Lungen zu pumpen. Auf eine etwas unorthodoxe Art und Weise. Doch darüber würde sie sich später Gedanken machen.

Mit verschränkten Fingern drückte sie beidhändig seine Rippen hinunter. Einmal, zweimal, ein drittes Mal. Dann richtete sie sich auf und wartete keuchend ab. Keine Reaktion des Mannes. Ging sie richtig vor?

Sie biss sich auf die Lippen. Anscheinend kam sie um diese Sache mit dem Luftzuführen nicht herum. Neuerlich beugte sie sich über das Gesicht des Ohnmächtigen. Seine Nase hielt sie zu und zögerte ein letztes Mal, bevor sie ihre Lippen auf seine presste und die Luft aus ihrem Mund in seinen pustete.

Wieder keine Reaktion, weshalb sie seinen Brustkorb erneut zusammenpresste. Als sie dieses Mal die Luft in seinen Mund blies, begann er zu husten.

Dem Himmel sei Dank! Sie drehte den Mann auf die Seite, damit er das Wasser leichter ausspucken konnte. Mit festem Klopfen auf seinen Rücken wollte sie den Vorgang beschleunigen. Sobald das Husten leichter wurde, rollte sie ihn wieder zurück.

Sollte er jetzt nicht wach werden? Sich bewegen? Irgendwie reagieren? Weshalb lag er reglos da?

Ängstlich lehnte sie sich über seine Brust und horchte auf den Herzschlag. Der war schwach aber gleichmäßig. Ihre Hand über seinem Mund spürte einen leichten Luftzug. Hoffentlich erhielt er das Bewusstsein bald zurück. In der Zwischenzeit musste sich jemand um ihn kümmern.

War er alleine unterwegs gewesen? Als sie sich umblickte, fehlte von möglichen Begleitpersonen jede Spur. Sein Gesicht war ihr unbekannt. Hatte er sich auf der Durchreise befunden?

In diesem Moment öffnete er die Augen. Noch niemals hatte sie diese Art von Grau gesehen, das nur einen leichten Stich ins Blau besaß. Er lächelte, und ihr wurde klar, wie attraktiv sie diesen Mann fand, obwohl er gerade dem Tod von der Schippe gesprungen war. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie schneidig er wirken musste, wenn seine nasse, zerrissene Kleidung durch neuwertige ersetzt worden wäre.

Der Fremde murmelte etwas. Heather beugte sich ein wenig nach vorne, um ihn verstehen zu können. »Himmlisch. Wie wunderschön!«

Wovon sprach er? Sie legte eine Hand auf seine Stirn, um seine Temperatur zu überprüfen. Um Fieberträume handelte es sich jedoch offensichtlich nicht. »Wie geht es Euch?«, erkundigte sie sich voller Mitgefühl.

»Hier im Himmel natürlich ausgezeichnet. Es ist nur ein wenig kalt. Wollt Ihr nicht Eure Flügel spannen und mich mit Eurer Wärme einhüllen?«

»Welche Flügel?«

»Ihr könntet mein Blut sicherlich auch noch auf andere Weise erhitzen. … Ich muss überprüfen, ob Ihr wirklich existiert«, meinte der Mann.

Seine Hände umfassten völlig unerwartet ihr Gesicht, bevor er sie zu sich zog und küsste. Direkt auf den Mund! War er denn von allen guten Geistern verlassen?

[…]

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